Kunst ist Balsam für die Seele
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Balance

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  • Durch Katja Lijaa Maa
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Balance

Die ersten Schritte sind wackelig, doch uns hält eine Hand - wie damals.

Die ersten Schritte sind noch wackelig und wir trippeln schwankend durch Raum und Zeit. Wie ein Pendel schaukeln wir uns ein, bis die Mitte gefunden ist. Dann festigt sich der Schritt und der innere Wille. Die Welt gehört uns, aber wir sind nicht allein. Auch hier fordert die Entwicklung wieder Balance. Unzählige Einflüsse prasseln auf uns nieder. Wir nehmen Hände voll davon und tragen schwere Säcke. Oder uns wird alles zu viel, dann verengen wir unseren Blick und entscheiden uns für Scheuklappen, die uns entlasten. Wir errichten zu unserem Schutz energetische Mauern. Dann fühlen wir uns besser, wir halten Schritt, ohne dramatisch zu stolpern. Der Radius minimiert sich und der Balanceakt gelingt leichter.

Jahre vergehen, plötzlich stellen wir fest, dass wir auf einem Schwebebalken laufen, mit einer Höhe, die abzusehen ist. Es kommt uns zu Gute, wenn wir schwindelfrei sind. Die Höhe ist variabel und das Leben zeigt uns, wo wir uns befinden. Es kann sein, dass manche von uns sehr geschickt sind, von Kindesbeinen an sportlich unterwegs. Schlussendlich stehen wir vor einer Kür. Als SeiltänzerInnen laufen wir um unser Leben, ständig präsent die Gefahr vor dem Absturz. Gekonnt gehen wir die Sache an und halten uns höchstwahrscheinlich für Künstler. Doch die Lebenskunst schüttelt den Kopf und schnippt mit den Fingern. Das Geräusch lenkt uns ab, wir verlieren die Konzentration, unachtsam treten wir daneben, verlieren die noch übrig gebliebene Mitte. Verengt, stocksteif bricht sie in tausend Stücke. Der Sturz lässt sich nicht vermeiden, am Sicherheitsnetz vorbei, der Aufprall ist hart. Nirgendwo können wir uns festhalten, wir können nur loslassen. Wir haben auf einmal keinen Ausdruck mehr, sondern nur Eindruck. Es fühlt sich an, als hätten wir alles verloren. Das Herz schmerzt und fragt sich: „Bin ich hungrig oder satt?“ Die bekannte Balance verliert ihr Gegenstück. In diesem Moment geschieht ein Wunder, in uns beginnt ein neues Leben. Die Geburt schreitet voran, wir erblicken Licht und erkennen uns selbst. Dann stehen wir auf, neu zusammengesetzt. Die ersten Schritte sind wackelig, doch uns hält eine Hand - wie damals.

 

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